Frage: Wie soll ich leben? Antwort 15: Mache deinen Job gut, aber nicht zu gut!
Ich denke, es geht hier nicht um Müßiggang, um Mittelmäßigkeit oder gar um die Aufforderung nach Dienst nach Vorschrift (die verschärfte Form des Streikens).
Montaigne wurde im August 1581 in Abwesenheit zum Bürgermeister von Bordeaux „gewählt“. Er lehnte zunächst ab, was durchaus seinem Naturell der Ablehnung von Machtgier entsprang. Doch dann erhält er eine Aufforderung (gelinde gesagt):
„Herr von Montaigne! Da ich Sie für Ihre höchste Treue und Ergebenheit in meinem Dienste hoch schätze, habe ich mit großer Freude vernommen, dass man Sie zum mayor meiner Stadt Bordeaux gewählt hat, und ich habe dieser Wahl, die mir äußerst angenehm ist, mit umso größerer Freude zugestimmt, als sie ohne Ränkespiel und trotz Ihrer langen Abwesenheit getroffen wurde. Aus diesem Grund befehle ich Ihnen und fordere Sie hiermit ausdrücklich auf, nach Erhalt dieses Briefes sofort und unverzüglich zurückzukehren, Ihrer Pflicht nachzukommen und Ihr Amt anzutreten, zu dem Sie nach Recht und Gesetz berufen worden sind. Und ich wäre Ihnen sehr gewogen, wenn Sie dem entsprächen, das Gegenteil aber würde ich mit großem Missfallen zur Kenntnis nehmen. Gebe Gott, dass Sie, verehrter Herr von Montaigne, bei guter Gesundheit sind.“
…..Die Ernennung zum Bürgermeister erscheint beinahe als Strafe, wenn man davon ausgeht, das Montaignes Widerstreben aufrichtig war. Seine geringe Eile, nach Hause zurückzukehren, deutet jedenfalls nicht auf Machtgier hin. Er liess sich Zeit und mäanderte über Lucca, Siena, Piacenza, Pavia, Mailand und Turin Richtung Frankreich. Dafür brauchte er sechs Wochen. …… (aus: Sarah Bakewell, Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten, S.297 C..H. Beck 2016 1. Auflage)

Ergänzung:
Leo Tolstoi schreibt im Dezember 1905: „Jemand fragt mich: Sind Sie ein guter Mensch? Ich antworte: Zu sagen, ich sei ein guter Mensch, wäre Hoffart, hieße also, ich bin kein guter Mensch; zu sagen, ich wäre ein schlechter Mensch, wäre Koketterie. Die Wahrheit ist, ich bin mal ein guter Mensch und mal ein schlechter Mensch. Das ganze Leben verläuft so, daß es sich wie eineHarmonika zusammenzieht und dehnt und wieder zusammenzieht – vom Schlechten zum Guten und wieder zum Schlechten. Gut zu sein bedeutet nur, den Wunsch zu haben, häufiger gut zu sein. Und diesen Wunsch habe ich.“
Es ist keine Lösung wegzulaufen, denn wenn es wirkliche Arbeit ist, dann verfolgt sie einen. Das hat Montaigne auch erkannt – wir sollten es uns aber auch nicht unnötig schwer machen!
es geht in diesem Beitrag auch nicht ums weglaufen und auch nicht darum dass WIR es uns nicht schwer machen… Wir gehen heute jedenfalls ins Kasperltheater….das wird interessant…
Ich habe heute zum Kaffeetrinken eingeladen und wollte selbst etwas backen. Ein paar Zutaten waren im Geschäft nicht zu bekommen und so freue ich mich, heute leckeren Kuchen vom Bäcker aufzutischen. Geht auch und ich habe mir viel Stress erspart, denn ich backe so selten, dass ich nie vorher weiß, ob der Kuchen gelingt. So in der Art ist Dein Beitrag vielleicht gemeint.
Einen schönen Sonntag Dir! Regine
Dir auch den schönen Sonntag! Thomas