Der inflationäre Gebrauch des Wortes „palliativ“

Diese Wort wird den Menschen hier gerade nicht nur in vielen Variationen und fast ununterbrochen um die Ohren geschlagen….nein es ist auch in fast aller Munde….

Dabei ist es nur eine wohlklingende Umschreibung für das eigene Unvermögen mit etwas Unausweichlichen etwas Unveränderbaren  zurechtzukommen. Es ist der Mantel der Hilflosigkeit der das Leid (en) an dieser Situation dekorativ bedeckt.

Und so ist das mit dem Leiden und der Not und der damit einhergehenden Unfähigkeit und Hilflosigkeit der umstehenden Menschen mit den Menschen, die von dieser Not betroffen sind angemessen umzugehen. Und zu erkennen, dass jedermann/jedefrau sich jederzeit in ähnlicher Situation wiederfinden kann.

Ich hätte aber noch einige Bereiche, die mit diesem Begleitbegriff etikettiert werden könnten:

Palliativpolitik

Paliativwirtschaft / Palliativindustrie

Palliativfrieden

Palliativjustiz

Palliativklima

…..

Über thomrosenhagen

Hier: Ganz ohne Denkverbot - Dort: Ganz bei den Menschen + bei der Sache. - Dazwischen: Viel Platz für Phantasie und Kreativität. Vision: eigener Single Malt Whisky here: no scissors in my head there: near the people + near the reality between: plenty of room for imagination and creativity vision: own crafted malt Whisky
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4 Antworten zu Der inflationäre Gebrauch des Wortes „palliativ“

  1. pgeofrey schreibt:

    Nicht ganz, wenn ich das ergänzen darf.
    Wenn man seinen (medizinischen) Beruf ernst nimmt dann ist der Moment, wenn ein Patient „palliativ“ wird auch haltungs- und handlungsbestimmend.
    Palliativ bedeutet nicht mehr fordern (z. B. einen Teil der Selbsthilfefähigkeit weglassen, wenn es zu anstrengend wird), auch Maßnahmen einsetzen die einer Grundgesundheit widersprechen würden (Schmerzmittel), den Wünschen des Patienten weit entgegen kommen (statt dem Patienten klar zu machen, das ein Krankenhaus kein allinklusiv Hotel ist) und einiges mehr.
    Eine nicht-industrialisierte Medizin würde diese Schritte nicht nötig machen, aber unser vom DRG dominiertes Gesundheitssystem fordert gerade zu, dass man Menschen in ihren letzten Lebenstagen unter einen besonderen Schutz stellt.
    Leider!

    • thomrosenhagen schreibt:

      ich glaube (vertraue) dass wir da gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Aber wer bestimmt, wann jemand noch „kurativ“ oder schon „palliativ“ ist? Die grundlegende Selbsterkenntnis, die wir eigentlich schon in jungen Jahren machen sollten ist, dass wir seit (oder auch schon vor) der Geburt sterbliche wesen sind. Und dass wir nackt, wie wir auf die Welt geboren wurden diese Welt auch nackt und ohne etwas mitzunehmen verlassen werden. Und dazwischen sollten wir bescheiden, und vielleicht ein bisschen dieser Endgültigkeit unserer irdischen Existenz bewußt, unser tägliches Leben leben. Vielleicht ändert sich dann auch ein Anspruchsdenken, das geprägt ist von “ ich habe ein Recht auf“ oder ich habe „Anspruch auf“ in eine Dankbarkeit dafür, dass man in gewissen Zeiten für andere Menschen da ist und sie begleiten kann und in wiederum andeern Zeiten man selber froh ist wenn einen andere Menschen begleiten und hilfegebend zur Seite stehen.
      Aber ich gebe Dir Recht. in unserem aktuellen gesellschaftlichen Denken steht nur eins im Vordergrund: Profitabilität! Bis hin zum Sterben! Und dagegen hilft sehr wahrscheinlich auch keine palliative Einstellung….. Leider!

      • pgeofrey schreibt:

        Da ich nicht aus dem Nähkästchen plaudern kann nur sehr abstrakt:

        In dem Bereich in dem ich arbeite hatten wir letzte Woche eine Patientin die als „palliativ“ beschrieben wurde. Das führte zu vorsichtigeren Maßnahmen, zu einem nicht kurieren mit allen Mitteln, sondern zum wohltun und unterstützen, wo sich der Lebenswille noch stark zeigt.
        Keine Berufsgruppe stellte die Arbeit ein, nur das „raus aus den Federn und mal hinstehen und selber waschen“ wurde sanfter betrieben.
        Am Ende dieser Woche saß die Patientin an der Bettkante und hat fern gesehen. Der Geist war noch willig …

        Ich habe da sicher Glück, dass die Kollegen mit denen ich im Moment arbeite sehr vorsichtig sind, mit der Sicherheit mit der sie Prognosen stellen.
        Wer Patienten vorschnell aufgibt ist sicher in vielen Bereich fehl am Platz. Aber die Arbeitsverdichtung in der Pflege, die politisch gewollt ist führt zu einer industrialisierten Patientenabfertigung vor der man Menschen im (möglicherweise) Endstadium einer Erkrankung schützen muss.
        Die Missstände im Gesundheitssystem wählen wir alle vier Jahre mit hartnäckiger Beratungsresistenz. Die Praktiker verzweifeln mitunter an den Bedingungen – und wechseln wo sie können ins Ausland.
        Noch ein: Leider!

      • thomrosenhagen schreibt:

        Danke Dir für diese kleine weitere Einsichtnahme -kenne ich ähnlich aus eigener Familie – mit all den unausgesprochenen Mißverständnissen und Verpflichtungen…

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