Eine kleine Episode aus meiner Unternehmertätigkeit: Wenn wir, wie es früher noch manchmal vorkam, supereilige Werbeaufträge hatten, die pünktlich zu Anfang Mai in den Handel kommen sollten, dann wäre es auch manchmal sinnvoll gewesen auch am ersten Mai zu arbeiten. Aber alle Bitten um freiwillige Mitarbeit wurden von den Mitarbeitern abschlägig beschieden. Ein mir befreundeter Dienstleister im Kommissionierbereich bedeutete mir damals, dass es zwei „Feier“-Tage im Jahr gibt, an denen er weder mit Drohungen noch mit Prämien seine Leute und Aushilfen zum Arbeiten bewegen kann: am 1. Januar und am 1. Mai. Er erklärte mir dass es kein Problem ist an Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten Freiwillige fürs Feiertagsarbeiten zu finden, aber eben nicht an diesen zwei genannten Tagen.
Was also macht diesen 1. Mai zu solch einem „heiligen“ Tag?
Da sollte man sich zunächst auch mit der Geschichte dieses Tages speziell in Deutschland beschäftigen. Unter Wikipedia.de ist das ausreichend genau zu finden.
Ja, es wird gerne in Deutschland verdrängt, dass er erst und gleich nach der Machtübernahme der Nazis zum Feiertag erhoben wurde. Und die Vereinnahmung der schon damals überwiegend „willigen“ Arbeitnehmerschaft wirkt bis heute nach. Wenn ich mir diese seit Jahren immer anachronistischer erscheinenden Gewerkschaftsfeiern anschaue, die immer mehr zu Familienfeiern mit der ungeliebten Mitgliedschaft verkommen, dann ist eines sicher:
Auch wenn dieser Feiertag irgendwann vollends sinnentleert ist, und er ist auf dem besten Wege dahin, es wird sich in Deutschland keine Mehrheit finden ihn deswegen abzuschaffen. Wetten?
Genau so, wie bei so viel anderen sinnentleerten Tagen und Projekten: Pfingstmontag, Uhrumstellung, S21, BER, Elbphilharmonie, Nürburgring, Hochmoselüberquerung, u.v.m… Alles Projekte, deren Fortführung schon vor Beginn widersinnig galt, die aber dafür umso stumpfsinniger weiter betrieben werden…
Nun, und dann ist es auch noch kein „religiöser“ Feiertag. Man darf auch tanzen! – Auch wenn es viele Jahre und unter den unterschiedlichsten Regimen ein Tanzen nach der Pfeife der jeweils Mächtigen war…. und wie ist es heute…?
Ich lese heute auf Twitter Feiertagswünsche wie: …wir wünschen Euch ruhige, erholsamem und „besinnliche 4 Tage …. Und gipfelt in einem…. Ich wünsch Euch einen gesegneten 1. Mai….
Und das in diesen Medien von den Leuten verbreitet, die am liebsten auch am Karfreitag „tanzen“ wollen….
Und beenden möchte ich meinen Gedankenspaziergang an diesem 1. Mai 2014 mit einer Geschichte die in dem norddeutschen Dorf erzählt wird:
Der Bauer, den man das ganze Jahr sonntags nicht in der Kirche gesehen hatte, stand eines 1. Mai geschniegelt und gestriegelt in Jägeruniform vor der verschlossenen Tür der örtlichen Kirche und wunderte sich lauthals, dass kein Gottesdienst sei.
Nachdem ich erst um Mitternacht mit meinem Besen unterwegs war… durften wir allerdings auch heute arbeiten… was haben wir doch für ein Glück 😉 .. und nun genieße ich meine Freizeit so wie an jedem Tag. „Erste Maie“ werden überbewertet.
LG, Petra
Ein wichtiger Beitrag zur „Feiertagskultur“, den ich erst heute entdecke.